Tafelmusik. Notizen des Künstlers
von Johannes Kreidler (2013-2014)

Klänge sind uneindeutig, aber ‚deutig’. Versieht man einen Klang mit einem Titel, wie etwa „Freude“, „Zuversicht“ oder „Angst!“, hört man leicht etwas von diesen Attributen im Klingenden; Trond Reinholdtsen arbeitet in seinen Performances viel damit. Eine Ankündigung – ein Klang. Nächste Ankündigung, nächster Klang. In allen Varianten, mit allen Finessen und Irritationen. In einigen eigenen Arbeiten hat mich das auch interessiert, „präpariertes Hören“ nenne ich es.


Ebenso ‚deutig’ ist aber auch die Notation von Klängen, oder noch viel mehr, da sie die akustische Umsetzung chiffriert anzeigt, welche bei bloßem Anschauen der Fantasie des Betrachtenden überlassen bleibt. Und umso mehr, wenn selbst ein professioneller Musiker die Noten nicht tatsächlich spielen könnte, weil sie stilisierte Noten sind, pseudo-Noten, entscheidende Informationen, die Noten eigentlich haben müssen, fehlen. (16.2.2013)

Um Noten zu schreiben, braucht es Musikalität. Das ist keine allein visuelle Angelegenheit, auch nicht bei diesen Arbeiten, die an der Wand hängen und betrachtet werden oder als Stummfilm laufen. Doch mit Noten kann mehr als Musik notiert werden, man kann sie nicht nur lesen, sondern auch sehen, mit ihnen nicht nur aufschreiben, sondern auch abbilden – Gegenstände, Ereignisse, Wörter, Gedanken, Szenen. (24.4.2013)

Ein „Notenbüchlein“ (5.5.2013)

Jeder Komponist schreibt Unspielbares. Beethoven, Ferneyhough. Bei mir sinds die Notationsminiaturen. (6.7.2013)

Die mit Noten beschriebenen Geldscheine: Ästhetischer Schein. Verdorbene Musik. Jaja, und Banknoten. Geld ist ästhetisch, eine ganz sensible Angelegenheit. (10.1.2014)

Musikalischer Minimalismus geht fast nur nicht-klingend. Klang hat den Anspruch oder erzeugt die Erwartung, dass was passiert in der Zeit. Time-based Media eben, ich kann nicht einen einzigen Klang, eine einzige Idee in der Zeit präsentieren, entweder geht das dann zu schnell oder zu langsam, ist zu kurz oder langweilig. Musik muss auch mal raus aus der Time-Base, geht ja, Musik ist nicht nur akustisch, sondern hat auch seine visuellen Kontexte. Es ist dann immer noch Musik. (10.8.2013)